Thermische
Behaglichkeit und staubarmes Raumklima
Baubiologisch
sinnvolle Heizsysteme
von Heinz Albrecht Beyer
Baubiologen
sehen das Haus als dritte Haut des Menschen, denn mehr als 90% unseres
Lebens verbringen wir in geschlossenen Räumen. Gesundes Raumklima ist
deshalb für unser Wohlbefinden wichtig. Das "sick-building-syndrom" mit
seiner Vielzahl von Symptomen tritt insbesondere in Großbauten mit Klimaanlagen
auf. Wo
Fenster nicht mehr geöffnet werden können, ist der Kontakt des Menschen
zu seiner natürlichen Umwelt unterbrochen. Technisierung und Energieeinsparung
um jeden Preis sind menschenfeindlich.
Untersuchungen belegen als Ursache vieler Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
schlechtes Raumklima. Ledwina (1) hat nachgewiesen, daß sich ein ausgewogenes
Niedertemperatur-Strahlungsklima positiv auf verschiedene Krankheitsbilder
auswirkt. Milde Sonnenstrahlen und kühle Luft eines sonnigen Frühlingstages
werden angenehmer empfunden als warme Luft bei bedecktem Himmel. Das Komfortdiagramm
nach Ledwina, Abb. 1 (2), zeigt den deutlich größeren Komfortbereich bei
Strahlungsklima. Veränderungen der Luft- und der Strahlungs(wand-) temperatur
werden besser vertragen.
Die empfundene Temperatur ist das arithmetische Mittel aus Lufttemperatur
und Temperatur der Umgebungsflächen, Abb. 2. (3) Wenn also die Strahlungstemperatur
der Wände steigt, kann die Lufttemperatur ohne Behaglichkeitsverlust sinken.
Normen berücksichtigen diese Erkenntnisse. bisher kaum. Nur Lufttemperatur
und Energieverbrauch scheinen wichtig. Für die behagliche menschliche
Entwärmung wird in der Klimatechnik das thermische Gleichgewicht des Menschen
nur über die Lufttemperatur bewertet, Behaglichkeitskriterien der Entwärmung,
z.B. ob durch Strahlung, Konvektion, Transpiration, Wärmeleitung, Atmung
usw., nicht.
Warme
Wände wirken wohlig angenehm. Behaglichkeit entsteht schon bei 18 bis
20°C Lufttemperatur, wenn die Wände etwas wärmer (23... 28°C) sind. Konvektion
mit Staubaufwirbelung wird unterdrückt (Hausstauballergien). Richtig dimensionierte,
funktionssichere und bauphysikalische Gesetze erfüllende Wandstrahlungsheizungen
bieten nicht nur für die Behaglichkeit große Vorteile. Sie halten die
Wände trocken. Schimmelbildung wird unterbunden. Die Wärmedämmung einer
trockenen ist mehrfach besser als die einer feuchten Wand, Abb. 3 (4).
Dieser Dämmeffekt und der geringere Lüftungsbedarf durch abgesenkte Temperaturen
verkleinern den Energieverbrauch um bis zu einem Drittel gegenüber üblichen
Heizflächenarten, z.B. Heizkörpern. Die im Putz (Öko-Heizputz oder Lehmputz)
integrierten Wandheizungen schädigen das Mauerwerk nicht, sondern wirken
bewehrend. Sinnvoll ist zur thermischen Abschirmung die Anbringung an
der Innenseite der Außenwand. Dabei ist durch die Wahl der Materialien
ausreichende Wasserdampfdiffusion zu sichern, und der k-Wert von 0,35
W/m²K sollte nicht überschritten werden (5).
Am Markt gibt es baubiologisch geprüfte, langjährig bewährte und einzuputzende
Systemwandheizungen sowie Trockenbau-Modulwandheizungen.
Baubiologisch geprüftes Material sichert schadstofffreies Raumklima. 100%
sauerstoffdiffusionsdichte PE-AIu-Verbundrohre mit hydraulisch sinnvollem
Querschnitt (> 8 mm lnnendmr.) sind nicht nur leicht zu verlegen, sie
sind korrosionsfest, lösen sich nicht durch thermische Spannungen vom
Putz und garantieren langjährige Funktionssicherheit. Bei Einkreisverlegung
ist im Gegensatz zu verzweigten Systemen die hydraulische Funktion jederzeit
gesichert, da Entlüftung und Schmutzausspülung möglich sind. Kritische
Verbindungen in der Wand entfallen. Verbundrohre sind wegen ihrer Aluminium-Rohreinlage
mit einem Metalldetektor leicht zu orten. Bilder aufhängen wird nicht
zum Alptraum!
Niedertemperatur-Wandstrahlungsheizung wird von Baubiologen und einer
wachsenden Zahl von Fachärzten und Heilkundlern empfohlen. Nicht sichtbar,
aber von faszinierender Wirkung, ist Wandheizung für den gesundheits-
und umweltbewußten Bauherren, der auch an Komfort und Gestaltung hohe
Ansprüche stellt, nicht mehr wegzudenken.
Heizleisten erzeugen einen sehr langsam aufsteigenden Warmluftschleier
vor der kühlen Außenwand, der diese leicht erwärmt, so daß milde Strahlungswärme
in den Raum abgegeben wird. Sie bewirken der Wandheizung ähnliche Strahlungsklimaeffekte,
sofern sie dem physikalischem Wirkprinzip entsprechend ausreichend groß
dimensioniert sind. Die Betriebstemperatur sollte zwischen 40 ... 60 °C
liegen und dabei der Warmluftschleier etwa 2 m hoch aufsteigen. Sind höhere
Temperaturen notwendig, was bei kleineren Modellen physikalisch bedingt
ist, erfordert dies höhere Vorlauftemperaturen. Die zwangsläufig höheren
Strömungsgeschwindigkeiten führen zum Verschmutzen der Lamellen und zum
Mitreißen von Hausstaub. Gut dimensionierte Heizleisten bewirken sehr
gleichmäßige Temperaturverteilungen (< 1 K), einen hohen Strahlungsanteil
und staubarme Luft, Abb. 4.
Mit individuellen Holzverkleidungen oder mit formschönen Aluminiumverkleidungen
in allen RAL-Farben passen sich Heizleisten jeder Nutzung und Einrichtungsstil
an.
Bodenkanalheizungen schaffen Behaglichkeit bei bodentiefen Fensterflächen
oder Fenstertüren. Wie Heizleisten schirmen sie mit einem Warmluftschleier
die kühlen Glasflächen thermisch ab. Mit Speichersteinen, aus baubiologisch
geprüften Tonen gebrannt, lassen sich Kuschelecken, Wärmebänke, Speicherheizwände
u. v. a. mit Kachelofen-Behaglichkeit oder auch altrömische Tepidarien
bauen. Dem Gestaltungswillen der Bauherren sind keine Grenzen gesetzt,
und nicht nur zum Entspannen, auch für therapeutische Zwecke kann ein
Tepidarium nach altrömischem Vorbild mit Strahlungswärme aus massivem
Backstein gute Dienste leisten.
Alle drei Strahlungsheizsysteme sind an jede normale Warmwasser-Zentralheizung
anschließbar. Baubiologen empfehlen zur Wärmeerzeugung die Nutzung von
C02-neutraler Biomasse, wie Holz oder Holzpellets,
und natürlich viel Sonnenenergie, die durch eine kluge Architektur, ergänzt
mit geeigneten thermischen Solaranlagen, sehr effektiv nutzbar gemacht
werden kann!
Baubiologisch
sinnvolle Heizsystem sind also gesund für Umwelt, Mensch und Haus!
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oben
Die Auswirkungen des hygienischen Strahlungsklimas auf die menschlichen
Körperfunktionen
-
Entspannung der glatten Gefäßmuskulatur
- Abnahme
des peripheren Gefäßwiderstandes um ca.25 %
- Volle
Nutzung der arteriolären Peristaltik
- Senkung
des hohen Blutdruckes auf bis zu 100 mmHg systolisch und 40 mmHg diastolisch
innerhalb von 20 min
- Rekompensation
bei bisher als refraktär angesehenen Dekompensationen des Herzens mit
weit geringeren Dosen Digitalis
- Erhöhung
der Effiziens des Bettes bei chronischen Erkrankungen (RE-Zelt)
- Verkürzung
der Zeit negativer Nachbilder um ca. 50 %, Verkürzung der Erholungszeiten
- Zentralnervöse
Beruhigung (Abnahme der 17-Ketosteroide und Kortikosteroide)
- Verbesserung
des Zellstoffwechsels, Erhöhung des Anteils der metabolischen Temperaturregelung
- Bei
alten Patienten mit pathologischen Elektrokardiagrammen - eine Aufhebung
oder Verringerung der Senkung der ST-Strecke und Ausbildung der positiven
Nachschwankung in der Helaria, im Tepidarium, im Cabinet, im RE-Zelt
Dr.
Ledwina
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Literatur
- LEDWINA' Dr. Wilhelm,
"Angewandte Bioklimatologie mit modernen, naturnahen Heilmethoden",
Haug-Verlag
- GUDENUS, Christoph,
Wien, "Erläuterungen zum Begriff des hygienischen Strahlungsklimas aus
klimatechnischer Sicht", Wohnung und Gesundheit 12/82
- KÖNIG, Holger, "Baustoffe
und Baukonstruktionen ökologisch bewertet", Ziegelforum München 1997
- Mauerwerkstage
- Variotherm-GesmbH, A-2544
Leobersdorf, Planungsanleitungen/lnterne Schriften
- Richtlinie zur Herstellung
beheizter Wandkonstruktionen im Wohnungs-, Gewerbe- und Industriebau
- Bundesverband für Flächenheizungen eV., Oktober 1999
Dipl. -Ing. Heinz Albrecht
Beyer
Geigelsteinstr. 8a
83209 Prien a. Chiemsee
Tel. (08051) 616 61
Fax (08051) 616 74
Titel:
Niedertemperaturstrahlungsheizungen, Auszug aus: Gesund leben und wohnen
Das
wohltemperierte Haus
Informationen
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